Dino Endres
Materialien
Phönizischer Wacholder (Juniperus Phoenicea) ca. 150cm lang.
Olivenwurzel, Treibgut Formentera. Dieses Stück war zu 2/3 im Sand eingegraben und mußte zuerst freigeschaufelt werden, bevor ich es mit der Kettensäge zerlegen konnte. Ich habe fast drei Tage gebraucht. Leider war sie zu groß, um sie an einem Stück zu transportieren (110cm X 90cm X 80cm). Aber auch die Segmente sind immer noch riesig. Es mußte ca. ein Jahr lang trocknen. Das Holz ist bis auf wenige Einschlüsse absolut massiv und wunderschön gemasert.
Seltsam gewachsene Birkenwurzel mit kleinem Stamm, Strandgut von Formentera. Da die Insel zwischen Europa und Afrika liegt, sind die Strände für allerlei Überraschungen gut!
Zuerst muß ich sie von der Rinde und morschem und ausgebleichtem Holz befreien. Dabei versuche ich gleichzeitig schon Stein- und Erdeinschlüsse zu entfernen. Nun kann ich die eigentliche Gestalt erkennen und lege sie für einige Zeit beiseite. Einerseits um die neue Form auf mich wirken zu lassen, zum anderen habe ich bemerkt, daß das Holz nach dieser Behandlung wieder zu atmen beginnt. Es nimmt Luftfeuchtigkeit auf und arbeitet etwas. Nicht sehr viel, aber bei filigranen Schnitzereien und Einlegearbeiten kann das zu Problemen führen. Wenn ich mich bereit fühle für ein bestimmtes Stück, kann ich mit dem Bearbeiten beginnen. Man weiß nie genau, wann das ist :). Ich habe einige Wurzeln in diesem Stadium hier gelagert... Die wunderschöne Maserung und der unglaubliche Geruch machen das Arbeiten zu einem besonderen Erlebnis. Meine ganze Wohnung ist von dem Aroma erfüllt.
Da selten massive Stücke wie die fußballgroße Wurzel oben zu finden sind, läßt sich nicht wirklich im Vorfeld planen, was man machen möchte. Das Holz selbst weist einem den Weg. Mit ein wenig Phantasie findet man aber in jedem Stück mehrere Anregungen, etwas daraus zu machen. Manchmal scheint es fast zu schade, eine Wurzel überhaupt zu bearbeiten...
Großes Stück. Ohne die Astenden hat es einen Durchmesser
von 26 cm. Man kann dies für Wacholder schon als kapital bezeichnen.
Die Maserknollen sind recht selten. Nicht jeder Stechwacholderbusch bildet welche aus. Die Vogelaugen entstehen durch Krankheiten oder Waldbrände, gegen die sich der Baum mit Hilfe einer Vielzahl von Trieben zu wehren versucht. Diese Triebe sterben immer wieder ab und schlagen erneut aus. So entsteht mit der Zeit eine dicke Knolle. Dieses Phänomen kann man auch an heimischen Bäumen zB in Parkanlagen beobachten. Ich muß teilweise tief ins Unterholz, um einen geeigneten toten Busch zu finden. Dann habe ich die Knolle noch längst nicht aus dem trockenen und felsigen Untergrund draußen! Bewaffnet mit Spitzhacke beginnt dann die eigentliche Arbeit. Auf diese Weise hat sich schon eine gewisse Verbundenheit zur Wurzel entwickelt, bevor ich angefangen habe, sie zu bearbeiten...
Die ‘silbernen’ Wurzeln sind schon durch die Witterung von der Rinde befreit und lagen bestimmt 10-20 Jahre in der Sonne. Ich schätze, daß eine Wurzel von 30cm Durchmesser mehrere hundert Jahre zum Wachsen brauchte. Nur in der Herbst- und Frühjahrszeit regnet es etwas auf Formentera. Auch dann ist es nicht gerade ein Feuchtgebiet, aber zu dieser Zeit ist die Insel herrlich grün. Dies ist auch die Hauptwachstumsphase der Pflanzen. Und Wachholder wächst nicht gerade sehr schnell. Den Rest des Jahres herrscht wüstenartige Trockenheit.
Mein Favorit. Es handelt sich hier um ein immergrünes Nadelgehölz, das bevorzugt im Mittelmeerraum wächst. Stechwacholder variiert im Wuchs zwischen Strauch und Baum und kann eine Höhe von bis zu 15 Metern erreichen. Vieles stammt von Formentera, aber auch aus Südfrankreich und anderen Ländern des Mittelmeerraumes. Dabei entnehme ich ausschließlich totes Holz, da es bei der recht spärlichen Vegetation dieser trockenen Gegenden ein Verbrechen wäre, lebende Bäume oder Büsche zu fällen. Mal abgesehen davon, daß das Holz erst jahrelang trocknen müßte, bis man es verarbeiten könnte. Der ukrainische Netsuke-Schnitzer Sergey Osipov, der mit ähnlichem Wacholder arbeitet, drückt es sogar so aus: “Frisch geschlagenes (Wacholder) Holz hat keine ausgeglichene Energie. Die frühzeitig ‘getötete’ Pflanze absorbiert weiterhin Energie aus ihrer Umwelt anstatt ihrer Umgebung die feinen Vibrationen der Sonnenenergie abzugeben.” Nun, ich bin nicht wirklich Esoteriker, aber durch meine Arbeit mit Wacholder kann ich verstehen, was er damit meint. Ich habe eine Wurzel, an der, als ich sie fand, noch ein winziger Zweig mit ein paar grünen Nadeln dran war. Ich nahm sie mit. Und werde es nicht wieder tun! Auch nach inzwischen zwei Jahren Trocknung steckt immer noch Leben drin...
Wacholderwurzeln (Juniperus Oxycedrus) Stechwacholder
Prickly Juniper Burl (eng) Loupe de Cade (fr)
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